Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum

Stabilisierte Arbeitsmarktdynamik und verschärfter Fachkräftemangel

Hessische Betriebe standen auch 2023 vor komplexen Herausforderungen. Der vorliegende zweite Report des jährlichen IAB-Panels nimmt nach der wirtschaftlichen Lage der befragten Betriebe nun die Personalbewegungen im Jahr 2023 in den Blick. Dazu wurden rund 960 Betriebe befragt.

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori betonte anlässlich der Veröffentlichung: „Egal ob im Gesundheitswesen oder in der Bauwirtschaft, Hessen braucht qualifizierte Fach- und Arbeitskräfte. Deshalb ist die Fachkräftegewinnung ein Schwerpunkt unserer Regierungsarbeit. Dabei setzen wir sowohl auf die Stärkung der Ausbildungsstrukturen im Inland, als auch auf Fachkräftegewinnung aus dem Ausland. Nur so können wir die Lücken auf dem Arbeitsmarkt schließen.“

Arbeitnehmermarkt bestimmt die Personalbewegungen

Im Vergleich mit dem Vorjahr haben die hessischen Betriebe 2023 etwas weniger Neueinstellungen vorgenommen. Die Neueinstellungsrate bewegte sich dennoch wie schon 2022 wieder auf Vorpandemieniveau. Branchenübergreifend wurde mehr Personal eingestellt als ausschied: Hochgerechnet knapp 235.000 Personen nahmen im 1. Halbjahr 2023 eine neue Beschäftigung auf, während ungefähr 199.000 ihren Betrieb verließen. Deutlich machte sich die Entwicklung vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmerarbeitsmarkt bemerkbar: Über die Hälfte der Personalabgänge im 1. Halbjahr 2023 waren auf Kündigung durch die Beschäftigten zurückzuführen.


Fachkräfte weiter schwierig zu gewinnen, besonders für Kleinstbetriebe

Der Fachkräftemangel bleibt ein drängendes Problem für die hessischen Betriebe. 40 Prozent der offenen Stellen für Fachkräfte (hochgerechnet 88.000 Stellen) blieben im 1. Halbjahr 2023 unbesetzt, was einen neuen Höchstwert darstellt. Die meisten offen gebliebenen Arbeitsplätze für qualifizierte Tätigkeiten fanden sich wie bereits im Vorjahr wieder im Baugewerbe. Außerdem waren Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Mitarbeitenden besonders stark betroffen. Bei ihnen betrug die Nicht-Besetzungsquote sogar 71 Prozent, obwohl sie im Vergleich zum Vorjahr von vornherein weniger Stellen anboten. Eine ähnliche Verteilung gibt es beim Sofortbedarf an Arbeitskräften, der ebenfalls in Kleinst- und Kleinbetrieben sowie im Baugewerbe und dem Dienstleistungsbereich verhältnismäßig hoch ausfiel.
Mittelgroße und große Betriebe boten mehr Stellen an als im Vorjahr und konnten zumindest in absoluten Zahlen mehr Fachkräfte einstellen als im Vorjahreszeitraum. Den größeren Betrieben gelingt es offenbar eher als den kleinen, sich im Wettbewerb um benötigte Fachkräfte als attraktive Arbeitgeber zu positionieren.

Betriebe rechnen mit positiver Beschäftigungsentwicklung

Für das 1. Halbjahr 2024 rechnen die hessischen Betriebe mit mehr Personalzugängen als Personalabgängen, also mit einer positiven Beschäftigungsentwicklung. Die Erwartungen bleiben dabei zahlenmäßig allerdings hinter den tatsächlichen Bewegungen aus dem 1. Halbjahr 2023 zurück. Dabei ist es wahrscheinlich, dass Arbeitnehmerkündigungen weiter an Bedeutung zunehmen werden. Diese könnten zu erheblich mehr Personalbewegungen führen als erwartet.
 

Hintergrundinformationen

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Verian Group (ehemals Kantar Public) befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen von der Europäischen Union und aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie der Bundesagentur für Arbeit.

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