Das regelmäßige IAB-Betriebspanel untersucht in diesem Jahr die Folgen der Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Situation hessischer Betriebe. Der am Montag vorgelegte erste Report beleuchtet die Auswirkungen auf Geschäftspolitik und Geschäftsentwicklung. Er basiert auf einer Befragung von 1.000 Betrieben im Zeitraum Juli bis November 2020.
Nachfragerückgang gilt als größtes Problem
63 Prozent der Betriebe klagten in der Befragung über negative Auswirkungen. Besonders stark betroffen war mit 80 Prozent der Wirtschaftszweig Sonstige Dienstleistungen, zu dem beispielsweise die Hotellerie und Gastronomie zählt. In geringerem Ausmaß hatten Betriebe des Baugewerbes zu kämpfen (39 Prozent).Als Hauptbelastung erwies sich der Nachfragerückgang, mit dem sich 87 Prozent der Betriebe konfrontiert sahen. Das Baugewerbe litt dagegen vor allem unter Liquiditätsproblemen und Schwierigkeiten in den Lieferketten. Für Großbetriebe erwiesen sich personelle Engpässe durch Krankheit, Quarantäne oder Kinderbetreuung als relevanter Faktor.
Sinkende Ertragslage führt zu Existenzsorgen
40 Prozent der Firmen rechneten mit einem Rückgang des Geschäftsvolumens. Bei Dienstleistern und Handel lag der Anteil höher. Baubetriebe und Öffentliche Verwaltung erwarteten dagegen zum Großteil ein gleichbleibendes oder sogar steigendes Geschäftsvolumen. In ihrer Existenz bedroht sahen sich insgesamt 16 Prozent der Betriebe. Vor allem Kleinst- und Kleinbetriebe waren betroffen.
Veränderte Produkte, Dienstleistungen und Vertriebswege
Jeder vierte Betrieb hat sein Angebot der Nachfrage angepasst, von den Großbetrieben sogar jeder zweite. So wurden Serviceleistungen oder Beratungen verstärkt telefonisch angeboten. Mit steigender Betriebsgröße nahm auch das Online-Marketing zu. Zwölf Prozent der befragten hessischen Betriebe richteten einen Abhol- oder Lieferservice ein.
Finanzielle Hilfen nutzen vor allem kleinere Betriebe
Jeder zweite Betrieb nahm finanzielle Hilfen wie z. B. staatliche Zuschüsse, Einmalzahlungen, Steuerstundungen oder Kredite in Anspruch. Bei Großbetrieben war es jedoch nur gut jeder dritte (38 Prozent).
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit sowie der Europäischen Union - Europäischer Sozialfonds.